Gestern war sicherlich ein außergewöhnlicher Schachabend. Zunächst wurde im Bereich des Kinder- und Jugendschachs das neu angeschaffte Wendeschach vorgestellt und der zweite PC eingeweiht. Beim Wendeschach sehen die Spieler jeweils immer nur ihre eigenen Spielsteine und müssen sich die Stellung der gegnerischen Figuren merken. Das Brett wird nach jedem Zug gewendet. Im Kinderschach wurde hier zunächst lediglich mit den Bauern die „Bärentaler Bauernkloppe“ gespielt, d.h. jeder Spieler hatte „nur“ seine acht Bauern auf dem Brett und musste nun versuchen, vor seinem Gegner einen auf die andere Grundreihe zu bekommen. Der zweite PC wurde dazu genutzt, um einmal nicht nur Fritz & Fertig als Trainingsprogramm zu nutzen, sondern auch einmal die „Reaktions- und Geschicklichkeitsspiele“ durchzuführen. Auf dem ersten PC wurde das Matt-Memory angewendet. Mit dem zweiten PC und dem Wendeschach kann nun das Training noch abwechlungsreicher gestaltet werden.
Das Jugendtraining wurde gestern durch das Sondertraining mit Jürgen Wimmer zu einem wahren Highlight. Nachdem wir im letzten Jahr im Bereich des Eröffnungstrainings den Modernen Drachen besprochen hatten, konnte uns Jürgen Wimmer seine Erfahrungen zu dieser Eröffnung im Fernschach darbieten. Auf sehr unterhaltsame Weise schilderte er seine vier Schwarzpartien des Turniers, die alle den Modernen Drachen auf dem Brett sahen. Ich selber kann aus meiner Wettkampfpraxis bestätigen, dass man den Modernen Drachen sehr oft anwenden kann. Umso erfreulicher, dass ein so starker Spieler wie Jürgen Wimmer uns an seinem Wissen partizipieren lässt. Als kritisch gelten insbesondere die Varianten, in denen Weiß sehr früh mit g4, h4 und dann auch noch g5 spielt. Jürgen Wimmer hat aufgezeigt, dass Schwarz dann selber schnell auf dem Damenflügel (ggf. auch im Zentrum, meistens mit d5) dagegenhalten muss, ggf. sogar unter Opferung eines oder zweier Bauern. Da in diesen Fällen Weiß aber lang rochiert hat oder überhaupt noch nicht, der König also noch in der Brettmitte steht, erhält Schwarz sehr schönes Figurenspiel und oft einen seht starken Angriff. Dies ist ganz im Sinne eines „Drachenspielers“ ob nun klassisch oder modern.
Die Zeit verging wie im Flug und es war nicht verwunderlich, dass auch so mancher Senior den Weg vor der üblichen Zeit in unser Spiellokal fand. Sehr schön waren auch die Diskussionen zu der wahrscheinlich wildesten Variante, in der das Auditorium mit einem Springerzug eine vermeintliche Verbesserung einbrachte. Hier ist aber noch die Überprüfung durch ein starkes Schachprogramm abzuwarten. Für alle Zuhörer gab es dann einen Ausdruck aller vier Partien inklusive Nebenvarianten und Anmerkungen von Jürgen Wimmer. Jeder, der sich schon einmal mit der Analyse seiner Partien beschäftigt hat, wird nachvollziehen können, wieviel Arbeit hier in diesen vier Partien steckt.
Zum Abschluss daher nochmals ein herzliches Dankeschön an Jürgen Wimmer. Wenn es nach mir ginge, könnte ein solches Sondertraining von einem Vereinsmitglied in jedem Jahr wenigstens einmal stattfinden. Wie gesagt: „Wer nicht kommt, hat etwas verpasst!“